Blog29.10.2022

Fonts und Schriftgestaltung im Web: Wider den ­Windmühlen

von casc

Windmühle Tablet Reiter

Bild: CASC – full service agentur GmbH

Typografie ist wichtig – darüber lässt sich nicht streiten. Einflussreiche ­Schriftenentwerfer, wie Erik Spiekermann oder Kurt Weidemann versuchen mit Aussagen, wie „Gute Typografie erklärt den Inhalt“ die Bedeutung von ­Typografie in oftmals Don Quijote-anmaßender Manier hervorzuheben.

Der Kampf gegen die Windmühlen bietet sich gerade deswegen als Vergleich, weil gute Typo-grafie unsichtbar, aber gespürt ist. Das Schriftbild prägt den ersten Eindruck auf einer unterschwelligen Ebene. Vor allem im Netz werden typografischer Gestaltungsmöglicheiten oft nebensächlich behandelt.

Digitale Schriften 

Arbeitete man anfangs noch mit in Bilder konvertierte Zeichen oder Standardschriften, wie Arial, Verdana oder Times, so gibt es heute nahezu nichts, das nicht möglich ist. Viele Schriften sind für den Webgebrauch optimiert oder können in webfähige Formate umgespeichert werden. Trotzdem bleibt, vor allem bei nicht mehr aktuellen Webprojekten, die Verwendung von vorinstallierten Standardschriften ein fester Bestandteil der Erscheinung. Die -Erklärung dafür ist einfach. Viele Anwender vertrauen auf oft Gesehenes. Was früher Times, Verdana oder Arial waren, sind heute im digitalen Bereich Schriftarten wie Open Sans oder Roboto – sie -gehören zu den am häufigsten verwendeten Schriften.

Google betreibt einen großen Pool an Schriften, die gratis zur Verfügung gestellt werden. Die beliebtesten Schriftarten bei Google Fonts sind funktionale, freundliche und umfangreiche Schriftfamilien wie die eben genannten. Sie haben nur einen erheblichen Nachteil …

„Alles hat eine Riesenbedeutung, ob die Buchstaben nun klein oder groß, fett oder mit Serifen sind, ob rot oder grün, alles nimmt man -unbewusst wahr und alles prägt sich gänzlich unbemerkt ein.“


Erik Spikermann

76,362,913,534 Views …

… in 7 Tagen hat die Roboto, die beliebteste Google Schriftart. Gleich dahinter, auf Platz 2 kommt die Open Sans mit 56,275,772,528 Views. Typografische Einzigartigkeit sucht man bei google fonts vergebens. Jedoch lohnt es sich, bei er Suche nach einer passenden Schriftart über den Tellerrand zu blicken.  

Diese vielverwendeten Fonts haben einen erheblichen Nachteil: ihre Vielseitigkeit macht sie austauschbar. Eine wohl überlegte Schriftart bietet die Möglichkeit, ein einzigartiges und wiedererkennbares Schriftbild zu erzeugen. Wird auf einen beliebten Schriftschnitt zurückgegriffen, wird zugleich das Potential, durch eine spannende typografische Gestaltung, hervorzustechen, vertan.  

Datenschutz

Obwohl die Einbindung von Schriftarten über Google als einfache Lösung anmutet, ist dennoch Vorsicht geboten: Wird eine Font über Google gehostet, ist es dem Suchmaschinen-Anbieter zugleich gestattet, Daten der Nutzer zu sammeln. Dies bedeutet, dass Webseiten, deren Schriftarten von Google gehostet werden, Cookies setzen und auch eine Zustimmung dazu benötigen. Bei einer professionellen Umsetzung einer Website wird darauf geachtet, Schriften auf einem eigenen Server zu hosten, um dieser Problematik zu entgehen. Selbsthosting von Schriften hat den Vorteil, dass eine Datenweitergabe unterbunden wird. Darüber hinaus hat man kürzere Ladezeiten und vermeidet zugleich im Falle eines Absturzes des Fremdservers eine Zerstörung des typografischen -Konzeptes der Webseite. 

Typografische Vielfalt

Der Kreativität und Individualität von der typografischen Möglichkeiten sind im Web (fast) keine Grenzen gesetzt. Unzählige unabhängige Schriftenentwerfer bieten preiswerte Onlineschriften, -Lizenzen sind oftmals für unter 15 Euro pro Schnitt erhältlich. So kann nicht nur das Design optimal auf den Usernutzen und die Marke abgestimmt werden, man hat zusätzlich eine datenschutzrechtliche Gewissheit und setzt auf -Individualität und Wiedererkennbarkeit der Marke. 

Oftmals sind es kleine und unbekannte Type-Foundries, die innovative und ästhetische -typografische Lösungen anbieten. fontfabric.com, latinotype.com oder typetype.org sind einige nicht zu verachtende Beispiele für Independent Labels.  

Möglichkeiten zur DSGVO-konformen Einbindung von Webschriften

Mit diesen Tipps umgehen Sie die Verwendung von Schriften, die auf amerikanischen Servern ­gehostet werden. 

1. Schriften lizenzieren
Hat man die Rechte an einer Schrift erworben, kann man selbst darüber entscheiden, wo sie ­gehostet werden

2. Google Fonts downloaden 
Die Schriftarten können heruntergeladen und über den eigenen Server gehostet werden, somit hat man keine Probleme mit der Datenweitergabe an das IT-Unternehmen. 

3. Adobe-Type-Kit vermeiden
Der Server von Adobe wird ebenso undurch­sichtig gehostet wie jener von Google. Hier entsteht der zusätzliche Nachteil, dass die Schriften nicht zum Download zur Verfügung stehen und somit nicht selbst gehostet werden können. Alternativ kann man die Schriften kaufen, und, auch wenn keine digitale Version existiert, diese in webfähige ­Formate umwandeln.